The more I have to say, the less I can speak – Einzelausstellung – Dresden 2023

Kunstgehaeuse Dresden
02.03. – 21.04.2023
Den Bogen schlagen – die Geister sprechen lassen. Je mehr ich zu sagen habe, desto weniger bin ich im Stande zu sprechen.. –
Im Kunstgehaeuse zeige ich einige meiner neueren und älteren Arbeiten. In Material und Technik unterschiedlich nehmen sie Bezug zueinander und verdichten sich zu einem Ort der Entdeckung und Begegnung. Mit sich, mit anderen, mit den Geistern, Worten und Bildern.










Mario Pitz:
„Je mehr ich zu sagen habe, desto weniger bin ich im Stande zu sprechen.“
In diesen Zeiten kann einem die Spucke wegbleiben. Es rattert im Kopf und im Herz aber es kommt nur ein Stammeln heraus.
o.T. …
Bilder, Texte und Melodien kaum greifbar, nur als Nebel im Kopf. Besser man hört auf die Stille.
Joseph Beuys bezog beim erweiterten Kunstbegriff Gedanken und Sprache mit ein. Denken, Sprechen, Gestalten. Denken kann ein künstlerischer Vorgang sein. So können ungeschriebene Gedichte dennoch leuchten.
Constanze Böckmann hat sich quasi zusammengerauft und nimmt uns mit, auf dem roten Pferd in den tiefen weiten Raum reitend / voller Geister / Engel berührend / begegnen wir Kormoran und Elefant – unterdrückten tibetischen Mönchen / im Tanz Furcht und andere Hindernisse überwindend / als Flügelläufer mit Kranich, Hase und Wolf durch den Sturm… / gebrochen / mit breiter Brust Irrtümer- Widersprüche- Symbiose- und Kampf erfahrend / bis zur Hingabe des Herzens / Take it or leave it / Es liegt vor uns. – Wir können es betrachten- es berühren- uns hineinlegen- oder es auffressen.
(wenn es hilft ist es ok.)
Bücher, Musik, Livekonzerte, Theater- und Ausstellungsbesuche sind eine Aussicht auf Heilung.
Wie man dem toten Hasen die Bilder erklärt war eine Aktion des Künstlers Joseph Beuys im Jahr 1965.
Mitte der Neunziger Jahre stand ich vor dieser Galerie in der Joseph Beuys dem toten Hasen die Bilder erklärt. 30 Jahre später spürte ich noch immer die Energie. Ich spürte, der tote Hase, dass bin ich.
In Bob Dylans Ballad of a thin Man heißt es: Du kommst in den Raum / Mit dem Bleistift in der Hand / Du siehst einen Nackten und sagst: Wer Ist der Mann? / Du gibst dir Alle Mühe / Aber du Weißt einfach nicht, was du sagen sollst, wenn du nach Hause kommst. / Because Something is happening here / But you dont no what it is / Do you, Mister Jones?
Der Dirigent Leonard Bernstein sagt zu uns: Sie wissen wer Mister Jones ist? Wir.
Ich bedanke mich bei Constanze Böckmann für die großartige Ausstellung und wünsche uns eine gute Zeit!
Ulrich Hübner:
„Liebe Kunstfreunde, liebe Constanze,
Gern möchte ich heute ein paar Worte zu den beeindruckenden Bildern, Collagen und Schriftzügen von Constanze Böckmann vortragen.
Die 1975 geborene Constanze Böckmann hat das Kunst- und anschließende Meisterstudium bis 2012 an der HfBK in Dresden absolviert. In einer Zeit, wo die Kunstschule in ihrer Lehrtätigkeit völlig offen ist und vielmehr das Freiheitliche lebt, hat sich Constanze Böckmann ihren Weg geebnet. Dabei konnte sie schon bei Antritt ihres Studiums auf einschlägige Erfahrungen als ausgebildete Steinbildhauerin und als Filmschaffende innerhalb der Gruppe Aufbau – Kino und Kulturraum in Berlin zurückgreifen.
Aus diesen vielschichtigen Erlebnissen, Kenntnissen und professionellen Arbeiten versteht sich auch ihre Kunst. Neben den Collagen die Böckmann fortwährend weiterentwickelt, beschreiben kurze Animationsfilmsequenzen die Ausdrucksweisen, die sich die Künstlerin zu Eigen gemacht hat. Ausdrücklich fordert sie damit den Betrachter auf, sich mit der Komplexität der Inhalte auseinanderzusetzen und sich eigene Positionen zu erarbeiten. Daneben strahlen sämtliche Werke auch einen hohen ästhetischen Wert aus.
Das kunstgehäuse hat Constanze Böckmann eigens für die nun stattfindende Ausstellung mit ihren Objekten ganz neu interpretiert. Der kubische Raum ist nun selbst zur Grundlage einer großen Collage geworden. Neben den Wortverbindungen und Satzzusammenhängen überfließt die Hauptwand eine Zusammenstellung kleiner und größerer Einzelbilder, Textblätter und gerahmter Collagen. Wir schauen beispielsweise auf das ausgeschnittene Pferd, das ursprünglich aus einem Bildwerk der Künstlerin stammte und nun allein als amorphe Form das Arrangement auflockert. Es hat schon lange kein eigenes zu Hause innerhalb einer neuen Collage gefunden, so die Künstlerin. Das Thema der „unschuldigen“ Tiere begegnet uns häufiger an dieser Wand. Eingebettet sind diese in krasse Darstellungen des Kampfes, der Gewalt und konfrontativer Aussagen, wie beispielsweise die Boxer, die Auskopplung aus dem Film „pulp fiction“ oder die Grafik von einem Porträt eines ermordeten Journalisten. Die Gegenüber-, nein die Zusammenstellungen der Lebensbereiche, Nachrichten, Gefühle und Aufforderungen sind es, die den Betrachter vor Augen führen, wieviel wir in unserem Leben kompensieren müssen. Psychisch hinterlässt all das seine Spuren. Ganz aktuelle Bezüge liegen auch hier augenscheinlich auf der Hand.
Wie eine Welle wirken die Bildwerke an der Wand. Die Ecken des Raumes werden geradezu überflossen und damit entsteht ein fast eigenständiges Werk. Eigentlich dürfte man es daher nur in seiner Gesamtheit veräußern. Aber schon beim Abbau der Ausstellung in 8 Wochen wird diese Sachgesamtheit zerstört werden und wieder völlig neue Wege gehen. Daher genießen sie den jetzigen Zeitpunkt der Präsenz dieses Werkes in unserer Galerie.
Um vieles deutlicher im Aussagewert wird die Zusammenstellung der Bilder von Frauen mit bedecktem Kopf, verhülltem Antlitz und abgewandtem Wesen. Menschenrechte und Gleichbehandlung der Geschlechter werden hier nicht nur angedeutet, sondern deren Vernachlässigung und gewaltsame Unterdrückung vielmehr angeklagt. Deutlich präziser zeigt sich das auch in der hier zu sehenden Videoinstallation.
Diese Mehrdimensionalität innerhalb ihrer Kunst erreicht Böckmann durch die lebendige Struktur, das Einbeziehen des Betrachters durch die indirekte Aufforderung Mitzudenken. Gerade in der momentanen gesellschaftlichen Situation sind derartige Anstöße unabdingbar und gefragter denn je.
Wir wpnschen den Werken viele Besucher, auch sogenannte Scheibenbesucher, die in den
feinen Kunstobjekten von Constanze Böckmann einen reibungsvollen Spiegel finden. Vielen Dank Constanze, dass wir Deine Werke ausstellen dürfen.“